Wie ich schon letztes Mal gesagte hatte, liebten es die Römer bunt. Sie malten die Wände ihrer Wohnungen in verschiedenen Rot-, Weiß- und Grüntönen an, oft ergänzt durch Mosaike oder detaillierte Wandmalereien. Oft waren auch die Außenwände der Häuser bemalt. Bei den rekonstruierten Häusern in Xanthen, war die Farbe ein dunkles Rot. In diesen beiden Fotos sieht man das restaurierte Restaurant, aber die Farben waren bei den Privathäusern ähnlich. Ich weiß aber nicht, ob die Archäologen diese Farbe an Hand von Recherchen in römischen Dokumenten wählten oder auf Grund von Funden in anderen Grabungsstätten (wie z.B. Pompeij) oder von Funden vor Ort, aber es sah sehr hübsch aus.
Das restaurierte Restaurant hatte sogar einen Keller, was die meisten der andern Häuser nicht besaßen. Aber das Restaurant musste Wein und Lebensmittel kühlen. Sie unterirdisch zu lagern war dafür am besten, denn selbst im Sommer blieb der Boden in einem solchen Keller kühl und frisch. Die dicken Steinwände und die eingegrabenen Amphoren verstärkten diesen Effekt. Lebensmittel wurden nach Bedarf nach oben geholt.
Ich kann nicht sagen, wie viele Häuser einen Keller hatten, würde aber erwarten, dass wenigstens die Oberschicht solche unterirdischen Räume besaß, und sei es nur für Wein.
Nicht weit von dem Restaurant waren die Überreste einer Schmiede zu besichtigen. Da kann man gut erkennen, wie stabil die Fundamente gebaut waren. Einige der Ziegel wurden schräg senkrecht eingebaut, um das aus ihnen lastende Gewicht der Wände, Fußböden und Möbel besser zu verteilen. Dieses Foto ist besonders interessant, weil man anhand der Größe und Form der Fundamente erkennen kann, wo die Wände gestanden haben müssen und sogar wo die Esse und der Amboss standen. Die offenen Bereiche zwischen den Fundamenten erlaubten der heißen Luft der Bodenheizung zu zirkulieren.
Daheim kleideten sich die Römer in erster Linie bequem, aber, da Germania ein vergleichsweise kaltes Land war, mit warmen Stoffen. Die Männer passtensich auch an und trugen schließlich oft auch die langen Hosen, die die germanischen Männer trugen. Die Spielzeuge der Kinder ähnelten denen, mit denen auch heute noch Kinder spielen (Watscheltiere wie z.B. Enten, Kreisel, Murmeln, usw.). Schuhe wurden aus stabilem Leder hergestellt und schützten die Füße in erster Linie vor der Kälte und den spitzesten Steinchen. Trotzdem spürte man jede Unebenheit durch die Sohle (Ich weiß das, weil ich mir selbst ein paar gekauft habe. Sie sind sehr bequem aber es fühlt sich fast so an wie barfuß zu laufen).
Soweit ich das erkennen konnte, liebten es die Römer bunt. Die Stoffe in den Räumen, die wir gesehen haben, waren überwiegend in Gelb-, Grün- und Rottönen, sowie in den natürlichen Schattierungen von Wolle. Interessanterweise gab es keine Teppiche, Läufer oder Wandteppiche. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie es nicht gab, oder ob sie von den Rekonstrukteuren nur weggelassen wurden. Jedenfalls wirkten die Zimmer, die wir besuchen konnten, recht spartanisch eingerichtet (im heutigen Wortsinne. Die Römer habe sicherlich nicht den Lebensstil der Spartaner kopiert 😀 ).
Wenn Römer das Haus verließen, gab es strikte Kleidervorschriften. Die Menge und Qualität der Stoffe, die eine Person trug, zeigten klar die finanzielle Situation der Familie. Je mehr und je besser, desto höher der Status. Togas wurden dazu benutzt, um im Winter warm zu bleiben, aber auch um Respekt zu zeigen. Zum Beispiel wurden Frauen, deren Toga die Füße nicht bedeckte als nicht respektvoll erachtet. Zu Zeiten der Römer zeigten nur Huren und die ganz, ganz Armen ihre Füße. Ein Mann konnte sich sogar scheiden lassen, wenn bei seiner Frau auf der Straße mehr als die Zehenspitzen unter ihrer Toga zu sehen waren. Also ist das Bild rechts in dieser Hinsicht falsch (Ich erzähle in einem späteren Beitrag, wo ich das gelernt habe).
Wie man auf dem Bild links sehen kann, war Sicherheitskleidung noch nicht erfunden. Wie dieser Schmied kleideten sich die Römer bei der Arbeit bequem, auch wenn es sie gefährdete. Ich wette es gab eine ganze Reihe Arbeitsunfälle.
Die Germanen trugen viel wärmere Kleidung. Da sie nicht an Annehmlichkeiten wie Fußbodenheizungen gewöhnt waren, trugen sie auch im Haus lange Röcke und warme Hosen. Im Freien wurden meist mehrere Lagen übereinander gezogen, um die Kälte und den Regen abzuhalten. Ich schätze, dass sie im Sommer in ähnlicher Kleidung draußen herumliefen wie im Haus. Aber darüber sagte unsere Führerin nichts, so dass ich das nur vermuten kann.
Ich glaube, dass die meisten Römer in Xanthen ihre Stoffe von den Germanen kauften, die Reichsten ausgenommen, die ihre Stoffe sicherlich direkt aus Roma kommen ließen. Nicht jeder hatte die Mittel, sich das leisten zu können. Unsere Führerin bestätigte jedenfalls lebhafte Handelsbeziehungen zur umliegenden Bevölkerung.
Einer der Läden, die wir besuchten, war eine Schmiede. Mich überraschte besonders wie kleine die Feuerstelle war (das ist das kleine Rost in der Mitte der rot gestrichenen Wand). Ich glaube im Winter muss es für die Leute, die keine zusätzliche Fußbodenheizung hatten, ziemlich kalt gewesen sein. Immerhin war Germania kälter, nasser und insgesamt ungemütlicher als Italien. Sicherlich hat sich so mancher Bürger nach Rom gesehnt.
Die Schmiede arbeitete mit Silber, wenn ich mich richtig erinnere. Für eine Eisenschmiede war die Esse zu klein. In der Nähe der Nachbauten gab es die Fundamente einer Eisenschmiede, die drei Feuerstellen hatte und Fußbodenheizung. Aber sie war nicht nachgebaut worden, also musste man seine Fantasie nutzen.
Jeder, der einen kleinen Laden besaß, arbeitete und verkaufte die Waren von daheim (auf der anderen Seite der Blasebälge, außerhalb dieses Bilds, stand ein zimmerbreiter, hölzerner Verkaufstresen; die ganze Front des Raums konnte zur Straße geöffnet werden). Für kleine und mittlere Unternehmen gab es keine Trennung von Arbeitsplatz und Wohnraum des Besitzers. Sie waren überwiegend im gleichen Haus. Nur große oder platzraubende Betriebe (wie die Schiffswerft, Bauernhöfe, oder Steinbrüche) befanden sich außerhalb der Stadt.
Römer liebten den Luxus und die, die es sich leisten konnten, wollten wie in Rom feiern. Also gab es Restaurants mit Bett-Sofas. Jeder der kleinen Räume (siehe Bild) bot neun Männern Platz (kein Raum für Frauen, Huren ausgenommen). Es überraschte mich, dass Römer nicht immer im Liegen gegessen haben. Das tat man nur zu Festen. Daheim gab es hölzerne Tische mit Stühlen oder Hockern. Kinder standen während der Mahlzeiten oft.
Römer legten auch viel Wert auf Sauberkeit. Überall in der Stadt gab es Badehäuser, so dass jeder Bürger Zugang hatte. In der Nähe des Zentrums war ein sehr großes Badehaus für die Elite der Stadt, aber der Träger des Archäologischen Parks hat ein Museum darüber gebaut. Es gab aber genug Fundamente, um das Layout erkennen zu können. Ein kleineres Badehaus war auch rekonstruiert worden.
Die Geschlechter badeten in verschiedenen Bereichen. Der erste Raum, den ein Besucher betrat, war ein wenig geheiztes Zimmer zum Ausziehen. Das nächste war moderat gewärmt und die Becken enthielten warmes und kaltes Wasser. Hier rasierte und wusch man sich, bevor man ins letzte Zimmer ging und kühlte sich nach der Rückkehr wieder langsam ab. Dieses war sehr gut beheizt und das Wasser war so warm wie in einer heutigen Badewanne. Dieser Raum war hauptsächlich zur Entspannung gedacht (und vermutlich auch für Geschäftsgespräche). In dem großen Badehaus gab es einige kleinere Räume für Massagen, Sex oder einfach zum Ausruhen. Solche Räume hatte das nachgebildete Badehaus nicht.
Mir gefielen die bunt bemalten Wände aller Häuser besonders gut. Die Archäologen haben historische Funde aus anderen Gegenden genutzt, um die Zimmer zu dekorieren. Es war alles viel farbenfroher als ich erwartet hatte.
Wirklich beeindruckend war der rekonstruierte Häuserblock. Die neuen Häuser waren auf den Fundamenten der original römischen Häuser errichtet worden, aber mit einer Sicherheitstrennschicht, damit die Originale nicht zerstört wurden. Der ganze Häuserblock war von einem überdachten Fußweg umgeben. Der Boden dieses Fußwegs änderte sich von einem Haus zum nächsten, da jeder Hausherr seinen Bereich nach eigenen Vorstellungen gestalten durfte. Erlaubt waren verschiedene Pflasterungen und gestampfte Erde.
Der Besuch der Häuser ließ das Leben der damaligen Zeit vor meinen Augen lebendig werden. Jedes Haus hatte einen kleinen Garten mit einem Schuppen oder einem andern Häuschen darin. Diese Häuschen beherbergten die Toilette und Platz für die Sklaven, Werkzeuge und Lebensmittel. Im Haupthaus befanden sich die Räume der Familie im Obergeschoss. Das Erdgeschoss bestand zum größten Teil aus einem Laden, der zur Vorderseite des Hauses offen war. Nur eine Holztheke trennte ihn von der Straße.
Die Häuser wurden aus gestampftem Lehm gebaut und mit bunten Farben bemalt. Die meisten Dächer waren mit Dachziegeln gedeckt, nur ein paar der Schuppen trugen Holzschindeln. Interessant fand ich, dass keines der Häuser einen Schornstein hatte, obwohl es in jedem Zimmer eine offene Feuerstelle gab. Die Häuser der Reichen hatten sogar Fußbodenheizung. Ein Blick aus einem der hinteren Fenster oder vom Balkon ähnelt dem einer heutigen Reihenhaussiedlung: lange, schmale Gärten, Mauern (heute Zäune) zwischen den Grundstücken und Gras (manchmal mit Büschen) am Boden.
Die Räume der Familie im ersten Stock waren wunderschön dekoriert, aber spärlich möbliert. Römer liebten bunte Farben und regelmäßige Muster. Das Zimmer auf dem Foto war das Schlafzimmer einer ganzen biologischen Familie, vermutlich die des Hausbesitzers (in einer Ecke stand auch eine Wiege, die aber nicht auf’s Bild passte und die ich nicht verschieben wollte). Die Eltern schliefen im Doppelbett, die Kinder im Beistellbett und das Baby in der Wiege. Die Diener schliefen im gleichen Stockwerk in weniger auffällig dekorierten Zimmern. Jeder Römer hatte eine Truhe zur Aufbewahrung seiner Habseligkeiten.
Nur die Sklaven blieben nachts nicht im Haus. Sie schliefen auf einer erhöhten Plattform über wichtigen Werkzeugen und/oder Lebensmitteln. Alle Sklaven schliefen auf Matten auf derselben Plattform.
Ich fand es überraschend, wie viel Komfort die Römer bereits hatten. Ihr Lebensstil unterschied sich nicht so sehr von unserem. Wenn man an das Eisenzeitalter denkt, erwartet man nicht unbedingt diese Lebensumstände. Die wieder aufgebauten Häuser machten mir sehr deutlich, was die Deutschen aufgaben, als Armenius die Römer besiegte. Natürlich waren sie nicht unbedingt die besten Herren, und Freiheit ist wichtig. Dennoch hätte die Zivilisation, die sie mit sich gebracht hätten, vermutlich mein Heimatland so verändert, dass es heute noch Auswirkungen gäbe.
Schließlich kamen wir auch zu den rekonstruierten Häusern und zu dem Teil, der meinen Mann besonders interessierte: zu den Toiletten (immerhin ist er Meister auf einer Kläranlage). Wie wir aus Büchern bereits wussten, nutzten die Römer Gemeinschaftstoiletten ohne Trennwände (siehe Foto). Man traf sich auf dem Klo, um über Geschäfte zu reden (daher kommt vermutlich auch die deutsche Redewendung ’sein Geschäft verrichten‘). unter den hölzernen (oder manchmal auch steinernen) Sitzen gab es laufendes Wasser, das die Fäkalien fortspülte. Als Klopapier benutzten die Römer Stöcke, die an einem Ende mit Läppchen umwickelt waren. Diese tauchten sie in das Wasser und reinigten sich damit den Hintern.
Niemanden störte es, die Toilette mit anderen zu teilen. Es gab Toiletten für Männer und für Frauen, aber auch welche für beide Geschlechter. Wie unsere Führerin sagte, waren sie ein beliebter Treffpunkt für Huren.
Interessanterweise geht das Sprichwort ‚Geld stinkt nicht‘ (pecunia non olet) nicht auf eine Steuer auf die Benutzung von Gemeinschaftstoiletten zurück, wie ich gedacht hatte. Sie wird dem römischen Kaiser Vespasian zugeschrieben, der eine Steuer auf den Verkauf von Urin aus öffentoliche Sammelbecken einfürte (die niederen Klassen pinkelten in Amphoren, die in diese Sammelbecken entleert wurden). Der so gesammelte Urin, insbesondere „gefaulter“, in dem sich alkalisches Ammoniak gebildet hat, wurde für die Ledergerbung, zur Reinigung der Wäsche und als Bleichmittel für Wolltogas eingesetzt.
Die Römer wussten auch, dass das Abwasser von mehr als einer Handvoll Leute zu Problemen führte (immerhin lebten in dieser Stadt ca. 5,000 Menschen). Daher bauten sie einen tiefen, überdeckten Kanal (die Cloaca Maxima, siehe Foto) mit Seitenarmen zu jedem Häuserblock. Schmalere Kanäle kamen aus den Häusern zu diesen Seitenarmen. Das Wasser, das stetig durch die Toiletten lief, schwemmte die Cloaca Maxima frei und die Fäkalien landeten im Rhein, der sie davon trug.
An einigen Stellen gab es Zugänge, die darauf hindeuten, dass es Leute gab, die dafür sorgten, dass die Cloaca Maxima nicht verstopfte. Wenn man sich den Gestank in dem engen Kanal vorstellen kann (die Cloaca Maxima in Xanthen war höchstens 1.5 m hoch), wird einem klar, wie verzweifelt jemand sein musste (oder wie hoch die Bezahlung), um diese Arbeit anzunehmen. 😀
Sauberes Trinkwasser kam nicht aus dem Rhein (und mit gutem Grund, denke ich), sondern aus einer Quelle in den nahen Bergen. Ein Aquädukt brachte es direkt in die Stadt, wo es zu den Häusern, Badehäusern und zu den Toiletten verteilt wurde. Zum Waschen oder für andere Aufgaben mit hohem Wasserbedarf nutzten die Römer oft auch Regenwasser, das in Zisternen gesammelt wurde. In manchen Städten gab es auch Brunnen, aber nicht hier.
Bis an den Rand gefüllt mit Wissenswertem und neuen Ideen fuhren Mein Mann und ich weiter nach Xanthen. Die Altstadt ist sehr hübsch, und es gibt sogar zwei Windmühlen (eine in der Stadt, die andere ein kleines Stück außerhalb). Das Beste war aber der Archäologische Park mit den zum Teil wieder aufgebauten römischen Gebäuden. Gleich hinter dem Eingang ist eine dreidimensionale Karte, die die wieder aufgebauten Gebäude in dunkelgrau und die noch zu untersuchenden Bereiche in hellgrau anzeigt. Auf dem Foto habe ich den Rhein blau eingefärbt, damit man mal sieht, wie dicht er an der Stadt entlang floss. Heute liegt er weiter entfernt, denn in den letzten 1500 Jahren ist er etwas gewandert.
Xanthen wurde als einzige Stadt als Colonia gegründet (alle anderen waren vorher gegründet und erhielten den Titel erst später), was sie zu einer zivilen Stadt mit besonderen Privilegien machte. Sie wurde von Kaiser Trajan entworfen (wahrscheinlich wurden die Entwürfe nur von ihm abgesegnet). Um 275 n.Chr. wurde sie zerstört und aufgegeben. In der Nähe gab es auch ein dauerhaftes Militärlager, das aber im Museumspark nicht im Fokus stand.
Natürlich hatte die Colonia alles, was eine solche Stadt haben musste: ein Colosseum, Tempel, Badehäuser, Wohnhäuser, Verwaltungsgebäude, Abwasserkanäle, Frischwasseraquädukte und so weiter.
Mein Mann und ich waren besonders von dem teilrekonstruierten Colosseum beeindruckt. Wie wunderbar symmetrisch die Unterkonstruktion war … Es war absolut beeindruckend, die Stümpfe der Originalpfeiler zu sehen, die nach über 1500 Jahren immer noch zu einem guten Teil zu sehen waren. Alle andere war über die Jahe von den Menschen abgetagen und in der mittelalterlichen Neugründung verbaut worden.
Es war zwar kein besonders großes Colosseum, aber es gab genug Platz für alle 1500 römischen Bürger. Die sandige Arena war groß genug, um Wildschein- und Bärenkämpfe abzuhalten, aber auch für Gladiatorenkämpfe. Für Pferde- oder Wagenrennen war sie aber zu klein.
Obwohl Gladiatoren überwiegend Sklaven waren, wurden sie oft abgöttisch verehrt. Manchmal wurden sie auch wegen guter Leistungen in der Arena freigelassen. Es gab strenge Regeln, wie die „Spiele“ abzulaufen hatten. Die Bewaffnung und Panzerung war bis zum kleinsten Hosenknopf vorgeschrieben (Achtung Redewendung: Römer kannten keine Knöpfe). Es gab auch strenge Vorschriften, wer gegen wen kämpfen durfte (Bitte etnschuldigt die schlechte Qualität des Fotos. da, wo ich es aufgenommen habe, war es ziemlich dunkel, und das Aufhellen hat die Beschriftungen ziemlich verwaschen. Hier gibt es weitere Informationen über Gladiatoren).
Es gab auch mehrere Puppen, die sich gerade als Gladiatoren fertig machten. Aber ich glaube, dass die Proportionen nicht ganz stimmen. Gladiatoren mussten viel muskulöser gewesen sein, denn ihre Ausrüstung war recht schwer UND sie trainierten und kämpften auf Sand (bist du jemals an einem Strand gerannt? Dann weißt du, wie kraftraubend das ist). Die Kämpfe dauerten durchschnittlich nur wenige Minuten, sagte unsere Fremdenführerin.
Vor etwa zehn Jahren entdecke man ein römisch-germanisches Schlachtfeld keine 20 Minuten mit dem Auto von dort, wo ich wohne. Zunächst wurde es geheim gehalten, um unrechtmäßige Grabungen zu verhindern, aber letztendlich musste die Wahrheit doch heraus. Und sie war eine Sensation.
Bis zur Entdeckung des Schlachtfelds waren Archäologen davon ausgegangen, dass nach der Varusschlacht (9 n. Chr.) keine römische Armee mehr nennenswerte Strecken in Germanien zurückgelegt hat. Doch die gefundenen Münzen datierten die Fundstelle auf 235/236 n. Chr. Es wurde später entdeckt, dass ein Übersetzer der antiken Texte, die behaupteten, Maximinus Thrax wäre mit seiner Armee bis an die Elbe gezogen, als Übertreibung angesehen hatte und die Entfernungen großzügig nach unten angepasst hat (um mehrere hundert Kilometer).
Mein Mann und ich waren von Anfang an fasziniert und besuchten Informationsveranstaltungen, die bisher einzige Ausstellung der Originalfunde und (natürlich) mehrere geführte Touren über das Harzhorn (immer lohnenswert, wenn man in der Nähe ist). Als wir also vor der „schweren Wahl“ standen, was wir in unserem ersten kinderfreien Urlaub sei Jahren machen wollten, war „Römer in Deutschland“ eigentlich selbstverständlich.
Übrigens öffnet ein Klick auf die Fotos die vollständige Größe.
Wir fingen in Haltern am See im LWL Römermuseum an. Das ist kein besonders großes Museum, aber die Leitung hat sich besonders viel Mühe damit gegeben. Die Ausstellungsstücke waren für alle Altersgruppen interessant und umsichtig ausgewählt. Es gab viele tolle Dinge für Kinder zu sehen und zu tun (wie z.B. das Dorf von Asterix & Obelix), aber auch interessante Sichtweisen für Jugendliche und Erwachsene (Dioramen und ein echter Brennofen für Tonwaren, siehe unten).
Haltern war ein wichtiger Militärstützpunkt, an dem Boote Versorgungsgüter, die über die Lippe angeliefert wurden, auf kleinere Schiffe zur Versorgung anderer Militärlager umgeladen wurden. Deshalb hatte die römische Armee den Stützpunkt mit einem sogenannten Kastell befestigt. Sie handelten übrigens auch mit der lokalen Bevölkerung (hauptsächlich frisches Obst und Gemüse, blonde Haare, Schnitzereien und Felle).
Besonders beeindruckend war auch die Länge des Zuges von Varus Legionen aus Playmobil. Es kamen jeweils zehn zelttragende Esel auf eine Centurie. Die Reihe der kleinen Figuren ging einmal rund um den Raum und noch ein Stück diagonal hinein. Die Leute am Anfang des Zuges haben vermutlich gar nicht mitbekommen, was hinter ihnen los war. Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass Arminius die Schlacht gewonnen hat. Ein wirklich interessantes Museum, dass mein Mann und ich schon ein paar Mal zu dem Thema besucht haben, ist in Kalkriese bei Osnabrück. Die Wissenschaftler sind sich ziemlich sicher, dass sie dort den tatsächlichen Ort eines Teils der Varusschlacht gefunden haben. Das Museum ist sehr schön und interaktiv gestaltet.
Die Zelte teilten sich je sechs römische Soldaten, wenn die Armee auf dem Marsch war. Lebten sie in einem Kastell, teilten sie sich einen kaum größeren Raum in einer Baracke (die haben wir am nächsten Tag in Xanthen gesehen). Jeden Tag mussten sie das Lager neue aufbauen, einen Graben ausheben, einen Wall aufschütten und eine Holzpalisade aufstellen, Latrinen graben, ihre Zelte aufstellen und sich selbst versorgen. Morgends musste dann alles wieder zurückgebaut werden und Graben und Latrine wieder zugeschaufelt werden. Jeder Soldat trug etwa 14kg Gepäck und dasselbe noch einmal in Form von Schutz (Helm, Kettenhemd usw). Die Jungs hatten vermutlich kräftigere Muskeln als ein heutiger Body Builder, und waren mit Sciherhheit wesentlich wendiger und schneller. Mein Mann ist kein Schwächling, aber er war froh, als er das Gepäc wieder absetzen durfte (übrigens, erkennst du den Unterschied zwischen dem Marschgepäck von früher [Rückentrage] und heute [Hosentasche]? :D).
Mich haben besonders die zarten Glasfragmente überrascht und begeistert. Ich wusste zwar, dass Römer bereits Glas herstellen konnten (das alein ist schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie in der frühen Eisenzeit lebten). Mir war allerdings ncht klar gewesen, wie bunt die Gläser sein konnten. Von den Stücken, die ich bisher gesehen hatte, war ich (voreilig) davon ausgegangen, dass sie matt und üblichweise farblos, grau oder bräunlich waren. Aber das stimmt nicht. Bestaunt doch auch einmal die irren Farben der Scherben… Römer hatten anscheinen ein Faible für bunte Farben (dafür sahen wir später weitere Beweise).
Aber das Highlight des Museums stand auf einem separaten Gelände nur wenige Gehminuten entfernt. Dort war ein Stück der ehemaligen Kastellbefestigungsmauer aus Holz und gestampfter Erde aufgebaut worden. Und das war ziemlich beeindruckend. Obwohl es nur ein kleiner Ausschnitt der Mauer war, die das ganze Lager umgab, fühlte ich mich unbedeutend und klein. Allein der Gedanke, wie sich wohl ein germanischer Bauer aus einem Dorf mit 3-6 Häusern und kaum Zäunen (wenn, dann um Tiere aus dem Garten fern zu halten) gefühlt haben muss, der das erste Mal Lebensmittel an die Römer auslieferte, hat eine ganze Reihe neuer Ideen für Geschichten ausgelöst. Das Kastell muss auf die Bevölkerung vor Ort ziemlich einschüchternd gewirkt haben (obwohl sie vermutlich lieber gestorben wäre, als das zuzugeben).
Also, seit mein Enk(g)el auf der Welt ist, habe ich Probleme, meinen Blog up-to-date zu halten. Ich denke, dafür haben alle Verständnis. Aber es liegt nicht nur an ihm. Mir ist auch nichts eingefallen, was nicht auf „kauft meine Bücher“ hinausgelaufen wäre (dürft ihr natürlich, aber ich will nicht drängeln). Daher habe ich beschlossen, in der nächsten Zeit regelmäßig zu zwei Themen zu schreiben, die mich beschäftigen.
Zuerst ist da alles, was ich so an Recherche mache. Dabei entdecke ich immer so viel Interessantes, dass sich das teilen durchaus lohnt. Den Anfang machen die Römer, denn mein Mann und ich hatten das große Glück vor Kurzem eine kinderfreie Reise durch einen Teil Deutschlands machen zu können, bei der wir uns vieles angesehen haben, das von den Römern zurückgeblieben ist (ihr seht, Zuwanderer gab es schon vor über 2000 Jahren). Diese Beiträge werde ich versuchen ab Oktober möglichst regelmäßig an Montagen zu posten (ich muss mir dafür einen Puffer erstellen).
Zum Ende der Woche, voraussichtlich an Freitagen, werde ich von meinen Anstrengungen berichten, meine Diabetes Typ II in den Griff zu kriegen oder gar ganz zu heilen. Dafür werde ich zuerst einmal zusammenfassen, was ich in den drei Jahren seit der Diagnose alles gelernt und erreicht habe. Anschließend stelle ich die Daten eines gesunden Menschen vor (denn solche konnte ich nirgends im Netz finden, und mein Mann hat sich netterweise als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt) und poste dann über meine eigenen Fortschritte. Vielleicht kann ich damit ja dem einen oder anderen helfen, die ähnliche Probleme haben.
Wenn dann noch Zeit ist (oder auch einmal so, zwischendurch), werde ich auf Neuerscheinungen verweisen, wie z.B. auf mein Kinder-/Jugendbuch „Monsterjäger“, das als eBook ab sofort vorbestellt werden kann. Ausgeliefert wird es ab dem 21. Oktober. Dann steht auch das Taschenbuch auf Amazon zur Verfügung.
Hier sind Klappentext und Titelbild:
Um seine zum Gespenst gewordene Schwester wieder in einen Menschen zu verwandeln, muss der zwölfjährige Angsthase Tom das Biest bekämpfen, einen Jahrhunderte alten Dämon, der die Seelen von Kindern stiehlt.
Tom fürchtet sich vor seinem eigenen Schatten. Was, wenn er sich in ein Monster verwandelt und ihn angreift? Zum Glück ist da seine große Schwester, Sally, die ihn vor allem beschützt, was ihm Angst macht: Klassenkameraden, Lehrer, Schatten …
Eines Nachts während eines heftigen Gewitters, greift ein echtes Monster Tom in seinem eigenen Bett an. In letzter Sekunde rettet ihn der Hund des neuen Nachbarn vor dem Biest. Doch auch der Monsterjäger und sein nicht ganz echter Hund können nicht verhindern, dass das Biest Sally in einen Geist verwandelt.
Bringt Tom den Mut auf, sich dem Biest zu stellen? Kann er so seine über alles geliebte Schwester retten? Wirksame Waffen scheint es nicht zu geben. Alles, auf das er sich verlassen kann, sind seine Fähigkeit, die Verkleidungen des Biests zu durchschauen, und seine Fantasie, die ihn bisher immer in Angst und Schrecken versetzt hat.
Letztes Jahr habe ich etwa doppelt so viel geschrieben (und übersetzt) wie das Jahr davor. Das bedeutet, dass mein Veröffentlichungskalender dieses Jahr ziemlich voll ist.
Aber zuerst kommt noch ein Blog-Hop aus den USA, bei dem ich mitmache. Die Geschichten sind mal wieder alle in Englisch, aber wenigstens könnt ihr meine in beiden Sprachen lesen. Der Blog-Hop findet am 27. Januar statt und soll anschließend alle drei Monate wiederholt werden. Hier ist das Banner:
(und ja, ich habe da schon einmal mitgemacht).
Den Anfang der Neuerscheinungen macht die fünfte Novelle meiner Märchenadaptionen. Hannes und Maggie ist eine Neuerzählung von Hänsel and Gretel und wird (wenn alles nach Plan geht) Ende Januar oder im frühen Februar in den Läden auftauchen. Hier ist das Bild für Vorder- und Rückseite der Druckfassung (nur der Klappentext fehlt noch). Ist es nicht schön geworden?
Da das Korrektorat für die deutsche Fassung noch nicht abgeschlossen ist, scheint mir der spätere Termin wahrscheinlicher. Außerdem muss ich die englischen Versionen noch in gedruckter Form herausbringen, da es LeserInnen gibt, die ihre Nasen lieber in „echte Bücher“ stecken.
So um Ostern herum werde ich endlich die Hörbuchfassung meines Romans „Schottlands Wächter“ veröffentlichen. Ich brauche noch Beta-Hörer, die bereit sind bei Audible eine Rezension zu schreiben, wenn das Hörbuch erhältlich ist.
Anschließend habe ich drei weitere Märchenadaptionen zu veröffentlichen, die ich voraussichtlich alle drei Monate an den Start bringen werde (abhängig davon, wie schnell das Korrektorat ist). Außerdem liegen hier noch einige Kurzgeschichten herum, die ich vielleicht zum Jahresende hin bündele.
Nebenbei (hahaha) werde ich meine bei Amazon bereits veröffentlichten Titel auch bei den anderen großen deutschen eBook Vertrieben einstellen. Wenn es meine Zeit erlaubt, bringe ich endlich auch „Die Hexen von Greenwitch“ als gedrucktes Buch heraus (es ist online kostenlos zu lesen).
Parallel zu all den Veröffentlichungen werde ich den zweiten Teil der Schottland’s Wächter Trilogie schreiben. Er hat noch keinen Titel, wird aber voraussichtlich in Cornwall und vielleicht auch in Wales spielen. Wir werden sehen. Ich habe bereits recherchiert, welche Mythen und Legenden es in der Gegend gibt und dabei festgestellt, dass alle mehr oder weniger mit König Arthur verknüpft sind. Ich könnt also damit rechnen, dass einige Charaktere aus diesem Sagenkreis auftauchen werden.
Wenn ich damit fertig bin (und mit ein paar mehr Märchenadaptionen), werde ich mit dem zweiten Band von „Waffenruhe“ beginnen, meinem Fantasy-Krimi. Dieses Mal wird Moira damit beschäftigt sein, ihr Liebesleben und die Arbeit unter einen Hut zu bekommen, während Druidus (ihr Liebster) undercover mit der begehrenswertesten Frau der Stadt flirten muss. Bedenkt man Moiras Unsicherheit wird es mir bestimmt viel Spaß machen, das Buch zu schreiben.
Wenn du einige meiner Bücher gelesen hast, welche Art Geschichte würdest du gerne einmal von mir sehen? Sag es mir in einem Kommentar.
Fantasy zu schreiben (und zu lesen) soll Spaß machen. In letzter Zeit ertappe ich mich immer öfter dabei, dass ich Bücher nicht zuende lese, weil imho die wichtigsten Regeln nicht eingehalten werden. Dabei ist die erste Regel die allerwichtigste. Stimmt sie, kann ich sogar über Schnitzer bei den anderen beiden hinwegsehen.
Regel 1: Du sollst die LeserInnen nicht langweilen
Diese Regel ist natürlich allgemeingültig und nicht nur auf das Genre Fantasy beschränkt. Dummerweise gibt es genügend AutorInnen, die dies nicht berücksichtigen. Um das mal anzutesten habe ich eine neue Form der Rezi aus den USA übernommen, bei der ich die Spannung eines Romans unter extremen Bedingungen teste. Schaut mal hier.
Regel 2: Wenn Du etwas Ungewöhnliches erschaffst (fliegende Esel, zwei Monde oder drei Sonnen), muss dies auch in einer Fantasywelt Auswirkungen haben
Ich bin wissenschaftlich ausgebildet und habe immer Freude an der Logik dahinter gehabt. Daher nervt mich nichts so sehr, wie Fantasy-Romane, bei denen sich über Grundlagen der Natur hinweggesetzt wird, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Bedenkt doch nur, wie viele Religionen sich auf unseren einen Mond berufen. Was glaubt ihr wohl, was los wäre, wenn es zwei Monde gäbe (mal ganz abgesehen von den irren Auswirkungen auf Ebbe und Flut)?
Regel 3: Magie macht das Leben komplizierter, nicht leichter
Die meisten Fantasy-Romane enthalten ein magisches Element oder Zauberei. Das ist natürlich cool und sicherlich ein Anziehungsgrund für Fantasy. Trotzdem darf ein/e AutorIn nicht den Fehler machen, mit Hilfe der Magie alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Im Gegenteil. Um Regel eins zu verwirklichen, ist es unumgänglich, dass die Magie die Probleme der Hauptfigur noch verschärft. Das kann z.B. durch die „Kosten“ der Magie passieren (Erschöpfung, verstärkte Alterung) oder durch Fehler bei der Benutzung (s. Disney’s (eigentlich Göthe’s) Zauberlehrling).
Selbstverständlich sind diese Regeln (abgesehen von Regel eins) nicht unbedingt für jeden Menschen gleich wichtig. Deshalb sag mir, wie geht es dir mit Regeln? Welche sind für dich am wichtigsten, wenn du Geschichten liest (oder schreibst)?