Ich bin ein Freak, ich geb’s zu. Als Kind bin ich sogar gerne zur Schule gegangen (ja, lacht mich nur aus) — nicht, weil ich meine Freunde treffen wollte, sondern weil ich gerne gelernt habe. Das hat sich bis heute nicht geändert. Es bereitet mir diebische Freude, Fakten in meine Geschichten zu schmuggeln, ohne dass es jemand merkt. An dieser Stelle will ich einen kleinen Einblick in mein verdrehtes Hirn gewähren. Willkommen zu meinem wissenschaftsverrückten Freitag.
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Vor etwa drei Jahren fanden Sondengänger ein verbogenes Metallteil, das sie für einen Kerzenständer aus dem Mittelalter hielten. Als ihnen jemand sagte, dass das teil vermutlich viel älter sei, fürchteten sie als Raubgräber dazustehen und benachrichtigten die Archäologie Abteilung des Landkreises Northeim. Was für ein Glück. Das fragliche Teil stellte sich als Pferde Schuh der römischen Armee heraus. Also begannen die Grabungen, und die Ergebnisse sind spektakulär.
Die Archäologen fanden zahllose Schuhnägel, Spitzen von Katapultbolzen, und Geldstücke. Eines der schönsten gefundenen Stücke ist eine germanische Speerspitze. Mit den Geldmünzen und der Radio-Carbon-Datierungsmethose, gelang es den Archäologen den Zeitpunkt der Schlacht auf etwa 235 n.Chr. festzulegen und mit großer Wahrscheinlichkeit in den Kontext des großen Germanienfeldzugs des Maximinus Thrax einzuordnen. Dies sorge für einen Aufschrei, denn Wissenschaftler waren bis dahin davon ausgegangen, dass die Römer keine größeren Feldzüge nach Germanien mehr unternahmen seit der verheerenden Varusschlacht (9 n.Chr.).
Die Funde, und besonders die Verteilung und Ausrichtung der Bolzenspitzen, legte nahe, dass eine große römische Armee gezwungen worden war (wie ist noch nicht klar) den Pass zu umgehen. Als die Armee auf die Hänge des Harzorns zuhielt, einer niedrigen Bergkette, wurden sie von den Germanen angegriffen. Neueste Funde deuten darauf hin, dass sich das Kampfgeschehen über einen viel größeren bereich erstreckte als ursprünglich angenommen. Man fand einen umgekippten, Waffen beladenen Wagen und immer noch mehr Schuhnägel. Im herbst diesen Jahres wird die Stadt Braunschweig eine besondere Ausstellung zu dieser Schlacht eröffnen.
Mein Mann und ich sind der Entwicklung natürlich mit Begeisterung gefolgt. Immerhin liegt das Harzhorn kaum 10km von uns entfernt. Man könnte sagen, es ist um die Ecke. Selbstverständlich werden wir unter den ersten sein, die die Ausstellung besuchen werden. Außerdem bin ich die Erste, die eine Geschichte mit der Schlacht am Harzhorn als Hintergrund veröffentlicht bekommt. Was sollte ich sonst schreiben, als ich den Hängenden Mann als Anregung für eine Geschichte für eine Tarot Anthologie erhielt?
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