Römer in Deutschland 3

Schließlich kamen wir auch zu den rekonstruierten Häusern und zu dem Teil, der meinen Mann besonders interessierte: zu den Toiletten (immerhin ist er Meister auf einer Kläranlage). Wie wir aus Büchern bereits wussten, nutzten die Römer Gemeinschaftstoiletten ohne Trennwände (siehe Foto). Man traf sich auf dem Klo, um über Geschäfte zu reden (daher kommt vermutlich auch die deutsche Redewendung ’sein Geschäft verrichten‘). unter den hölzernen (oder manchmal auch steinernen) Sitzen gab es laufendes Wasser, das die Fäkalien fortspülte. Als Klopapier benutzten die Römer Stöcke, die an einem Ende mit Läppchen umwickelt waren. Diese tauchten sie in das Wasser und reinigten sich damit den Hintern.

Niemanden störte es, die Toilette mit anderen zu teilen. Es gab Toiletten für Männer und für Frauen, aber auch welche für beide Geschlechter. Wie unsere Führerin sagte, waren sie ein beliebter Treffpunkt für Huren.

Interessanterweise geht das Sprichwort ‚Geld stinkt nicht‘ (pecunia non olet) nicht auf eine Steuer auf die Benutzung von Gemeinschaftstoiletten zurück, wie ich gedacht hatte. Sie wird dem römischen Kaiser Vespasian zugeschrieben, der eine Steuer auf den Verkauf von Urin aus öffentoliche Sammelbecken einfürte (die niederen Klassen pinkelten in Amphoren, die in diese Sammelbecken entleert wurden). Der so gesammelte Urin, insbesondere „gefaulter“, in dem sich alkalisches Ammoniak gebildet hat, wurde für die Ledergerbung, zur Reinigung der Wäsche und als Bleichmittel für Wolltogas eingesetzt.

Die Römer wussten auch, dass das Abwasser von mehr als einer Handvoll Leute zu Problemen führte (immerhin lebten in dieser Stadt ca. 5,000 Menschen). Daher bauten sie einen tiefen, überdeckten Kanal (die Cloaca Maxima, siehe Foto) mit Seitenarmen zu jedem Häuserblock. Schmalere Kanäle kamen aus den Häusern zu diesen Seitenarmen. Das Wasser, das stetig durch die Toiletten lief, schwemmte die Cloaca Maxima frei und die Fäkalien landeten im Rhein, der sie davon trug.

An einigen Stellen gab es Zugänge, die darauf hindeuten, dass es Leute gab, die dafür sorgten, dass die Cloaca Maxima nicht verstopfte. Wenn man sich den Gestank in dem engen Kanal vorstellen kann (die Cloaca Maxima in Xanthen war höchstens 1.5 m hoch), wird einem klar, wie verzweifelt jemand sein musste (oder wie hoch die Bezahlung), um diese Arbeit anzunehmen. 😀

Sauberes Trinkwasser kam nicht aus dem Rhein (und mit gutem Grund, denke ich), sondern aus einer Quelle in den nahen Bergen. Ein Aquädukt brachte es direkt in die Stadt, wo es zu den Häusern, Badehäusern und zu den Toiletten verteilt wurde. Zum Waschen oder für andere Aufgaben mit hohem Wasserbedarf nutzten die Römer oft auch Regenwasser, das in Zisternen gesammelt wurde. In manchen Städten gab es auch Brunnen, aber nicht hier.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn du einen Kommentar hinterlässt, speichern wir die von dir eingegebenen Daten, um sicherzustellen, dass deine Worte dir zugeordnet werden und niemandem sonst.
Wir werden diese Daten niemals weitergeben.